Biblisches Motiv

Bespiele aus der Popkultur

Schöpfungsmotiv/Lebensmotiv

Das Leben kommt von Gott (Ps 104); Gott als lebensspendende Kraft (Ez 38; Ez 40); Gott als Bewahrer und Beschützer des Lebens (Ps 23); die Erschaffung der Welt aus dem Nichts (Gen 1); die neue Kreatur Mensch in Jesus Christus (Gal 6,15); die ständige Erneuerung des Menschen (2Kor 4,16).

Freude am Leben ist Urkraft allen Lebendigen; Staunen über die Welt als Ganze; Dankbar werden; Zum Leben gehört auch der Tod; bedrohte Schöpfung.

mündlich überliefert: Laudato si

Louis Armstrong, What a wonderful world

EG 432, Gott gab uns Atem

Laurie London, He’s got the whole World (Lindner, 2014, 88f.;158)

Michael Jackson, Earth Song (Böhm/Buschmann, 2002, 113-125; Kirschstein, 2007, 5f.; Buschmann 2004)

Gotthard Schneider, Danke, für diesen guten Morgen (Lindner, 2014, 62f.)

Bernadette Philipp, Vergiss es nie, du bist du

Udo Lindenberg, Stark wie Zwei

Peter Strauch, Meine Zeit steht in deinen Händen (Lindner, 2014, 31)

Daniel Kallauch, Volltreffer

Clive S. Lewis, Narnia (Mühling, 2005, 110)

Weisheitsmotiv

Gott hat eine das Leben ermöglichende Ordnung geschaffen (Joh 1); Gott garantiert lebenserhaltende Ordnung inmitten einer bedrohten Schöpfung (Gen 8,22); die Weisheit ist verborgen (Ez 28; Koh 3,1-11); Christus wird mit der Weisheit identifiziert, gerät aber in größere Spannung zur Welt (Lk 11,49-51); Unmündige, Mühselige und Beladene hingegen erhalten Zugang zur Weisheit Gottes (Mt 11,25-30; 1Kor 1,26f.); die Weisheit bleibt unerkannt und führt zur Kreuzigung des Herrn (1Kor 2,8).

Die lebensförderliche, nie gänzlich zu erfassende Ordnungskraft in der Welt ist erstaunlich und entlastend zugleich: Der Mensch muss nicht das Maß aller Dinge sein, die Welt könnte auch ohne ihn existieren. Gleichzeitig ermöglicht sie die Freude an der Entdeckung dieser (geheimen) Ordnung.

Enya, Only Time

Hermann van Veen, Weg da (Lindner, 2014,109)

John Cage, Organ2/ASLSAP (Lindner, 2014, 109-112)

The Beatles, Nowhere Man

Ich und Ich, Vom selben Stern

Herbert Grönemeyer, Der Weg

Xavier Naidoo, Dieser Weg

Celine Dion, My heart will go on

The Byrds, Turn, turn, turn (Kirschstein, 2007, 2)

Aldous Huxley, Brave New World

Charlotte Kerner, Blueprint. Blaupause (Zimmermann, 2012, 109-112)

George Orwell, Animal Farm

Clive S. Lewis, Narnia (Mühling, 2005, 104-110)

Michael Ende, Momo

John R. R. Tolkien, Herr der Ringe (Hammer, 2003, 161)

Wundermotiv

Gott erscheint Mose im brennenden Dornbusch, der nicht verzehrt wird (Ex 3); der Prophet Elia wird entrückt in den Himmel mit einem feurigen Wagen (2Kön 2); das Volk Israel wird wunderhaft befreit (Ex 14); Jesus und seine Jünger vollziehen Wunder durch Handlung (Mk 5,34;10,52; Lk 17,19 etc.) oder durch Wort (Mk 11,22-25, 1Kor 13,2) und als Protest gegen das Leid (1Kor 12,28); durch das Wunder der Auferstehung wird der Tod besiegt (1Kor 15; Lk 24); der Glaube versetzt Berge (Mk 11,22).

Das Unvorhergesehene kann helfen, der Glaube daran spendet Trost und Hoffnung, dass niemand von vornherein aufgegeben ist, das Wundererleben gehört elementar zum Leben dazu. Es kann nicht alles allein durch die Ratio beziehungsweise die binäre Logik erklärt werden.

Julian Perretta, Miracle

Cascada, Miracle

Coldplay, Miracles

Whitney Houston, When You Believe

Mike and The Mechanics, All I need is a miracle

Michel Scouarnec, Wir haben Gottes Spuren festgestellt

Alois Albrecht, Manchmal feiern wir mitten am Tag

Andrew Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar (King Herod’s Song)

Andrew Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar (See my eyes)

Joanne K. Rowling, Harry Potter (Zimmermann, 2013, 62-66)

Jutta Richter, Hinter dem Bahnhof liegt das Meer (Zimmermann, 2012, 42)

Clive S. Lewis, Narnia (Mühling, 2005, 124)

 

Entfremdungsmotiv

Gott ist heilig, der Mensch jedoch Sünder (Gen 4,1-16) und dem Tod ausgesetzt (Gen 3); unsere Selbstüberschätzung (Gen 11,1-8); unsere Ferne zum Leben; Absurditätsbewusstsein; Erfahrung des Scheiterns.

Michael Jackson, Heal the world (Lindner, 2014, 84f.;135;138)

Genesis, Tell me why (Lindner, 2014, 134;138)

Christina Stürmer, Ana ahabak (Lindner, 2014, 135;138)

Sting, Russians (Lindner, 2014, 167-172)

Zofia Jasnota, Unfriede herrscht auf der Erde (Lindner, 2014, 174;177)

The Beatles, Yesterday

Andrew Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar (Damned for all Time)

Hoffnungsmotiv

Erwartung einer neuen Welt; Apokalyptik und Messianismus; präsentische Eschatologie des Neuen Testaments (Joh 5,24; 1Joh 3,14); als Erneuerungsmotiv (Röm 6,4) und utopisches Bewusstsein; Hoffnung auf eine grundlegende Änderung der Welt und im eigenen Leben (Gal 6,15); Bilder vom Frieden in der Welt und in der Natur, einer Welt, in der ein gutes Leben allen zuteil wird.

Ulrich Nehls, Heaven is a wonderful place (Lindner, 2014, 66f.)

Jasmine Madelaine, Frieden

Ludger Edelkötter, Herr, gib uns deinen Frieden

Hevenu schalom alejchem

Zilphia Horton et al., We shall overcome (Lindner, 2014, 166f.)

Eric Clapton, Tears in heaven (Lindner, 2014, 27-31)

Die toten Hosen, Nur zu Besuch

Celine Dijon, My Heart will go on

Spiritual, Free at last (Lindner, 2014, 164f.)

Spiritual, We shall overcome (Lindner, 2014, 166f.)

Materia, OMG (O mein Gott)

Kurt Rommel, Herr, gib mir Mut zum Brücken bauen

Schalom Ben-Chorin, Freunde, dass der Mandelzweig

Harold Arlen, Somewhere over the Rainbow

Umkehrmotiv

der Mensch soll sein eigenes Leben umkehren und sich Gott zuwenden (Am 4,6-11; Hos 5,4), im NT werden die Menschen durch den Anbruch des Reiches Gottes zur Umkehr bewegt (Mt 8,11f.); Motiv der Umkehr ist nicht Angst vor dem Gericht, sondern Freude (Lk 15,7-32); es gibt zwar die Erfahrung des Scheiterns, aber man kann immer wieder neu anfangen.

Xavier Naidoo, Dieser Weg

Cat Stevens, Father and Son

Mark Forster, Au revoir

Alan Menken, I will follow him (Sister Act)

Die Toten Hosen, Paradies

Don Mc Lean, Crossroads

Tracy Chapman, Crossroads

Bruce Springsteen, My Father’s House (Böhm/Buschmann, 2002, 139-146)

Exodusmotiv

Erneuerung geschieht am Volk, das auszieht aus der Knechtschaft der alten Welt in die neue (Ex 14); im Neuen Testament versteht sich die Exodus-Gemeinde auf dem Weg hin zu einer neuen Gemeinschaft (1Kor 10,1-13), die viele Fremde und Ausgestoßene aufnimmt (1Kor 1,26-31); in der modernen Gesellschaft sind die Emanzipations- und Erneuerungsbewegungen diejenigen, die Altes und Gewohntes verlassen.

Spiritual, Go down, Moses (Lindner, 2014, 153;155-157)

Scorpions, Wind of Change

Scorpions, Send me an Angel

Real Life, Send me an Angel

Bob Marley, Exodus (Böhm/Buschmann, 2002, 103-111)

Tracy Chapman, Freedom now

Spiritual, See that Band

Spiritual, Swing low, sweet chariot (Lindner, 2014, 158)

Spiritual, Good News (Lindner, 2014, 158)

Stellvertretungsmotiv

Stellvertretung als Struktur des ganzen Lebens, da alles eng miteinander verbunden ist; ein Leben kann für ein anderes eintreten (Jes 52,13-53,5); Handeln für andere (Mk 9,37; Röm 1,8; Gal 6,2); Sterben für andere (2Kor 5,14); alle Lebewesen haben den Willen zum Leben; alles Leben lebt auf Kosten des anderen.

Madonna, Like a prayer  (Buschmann, 2004)

Andrew Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar (Hosanna)

Sabrina Setlur, Ich leb’ für dich

 

Einwohnungsmotiv

Gott nimmt Wohnung (Ex 25,8) in der Welt (1Kön 8,27) durch seinen Geist, er inkarniert sich in Christus; Gott ist mitten im Leben gegenwärtig; er ist in einen konkreten Menschen eingegangen und durchlebt und durchleidet alles als Mensch; Gott beziehungsweise Christus wohnt im glaubenden Menschen (1Kor 3,16; Eph 3,17) als Brot des Lebens (Joh 6,51-59); Geistiges muss konkretisiert, verleiblicht werden; Sehnsucht nach Leibhaftigkeit.

Madonna, Like a prayer

Pier Paolo Pasolini, Das 1. Evangelium Matthäus, Abendmahlszene

Spiritual, Somebody is knocking at your door

Spiritual, Rock my soul in the bosom of Abraham (Lindner, 2014,158)

Andrew Lloyd Webber, Jesus Christ Superstar (The last Supper)

Glaubensmotiv

Gott und das Heil erfährt der Mensch in seinem Glauben (Gen 15,6; Ps 40), das Vertrauen darin, geborgen zu sein; im Neuen Testament wird der Vertrauensglaube an Gottes beziehungsweise Jesu Hilfe (Gal 3,23; Mk 2,17) und Heil zum Wunder- (Mk 2,5), Gebets- und Bekenntnisglauben an die Erlösungsmacht Jesu (Röm 10,9); im säkularen Kontext bewegt das Glaubensmotiv zum Lebensmut, zum Vertrauen in das, was wir uns selbst nicht verdanken, da es unverfügbar ist; als ein elementares Grundvertrauen.

Hanna Lam, Abraham, Abraham, verlass dein Land und deinen Stamm (Lindner, 2014, 86f.)

Ernst Arfken, Vater unser, Vater im Himmel (Lindner, 2014, 65f.)

E Nomine, Vater unser (Lindner, 2014, 36-41)

U 2, 40

Genesis, Jesus, he knows me

Söhne Mannheims, Vielleicht

Sabrina Setlur, Das will ich sehen (Kirschstein, 2007, 10)

Beatbetrieb, Woran glaubst du? (Lindner, 2014, 11)

Barclay J. Harvest, Hymn (Böhm/Buschmann, 2002, 131-134; Kirschstein, 2007, 2f.)

Agapemotiv

Das elementare Grundvertrauen lässt den Menschen in eine positive Beziehungsfähigkeit eintreten, sowohl gegenüber dem Mitmenschen durch die Nächstenliebe (Lev 19,18), als auch gegenüber sich selbst und gegenüber Gott; im Neuen Testament lebt Jesus seinen Jüngern diese Beziehungsfähigkeit vor, indem er Nächstenliebe praktiziert (Mt 5,43-48; Lk 7,36-50); das Liebesmotiv entspricht einer säkularen Solidarität, einer Mitmenschlichkeit, aus der Hilfsbereitschaft gegenüber den Bedürftigen erwächst.

Martin Gotthard Schneider, Zwischen Jericho und Jerusalem (Lindner, 2014, 89-93)

Black Eyed Peas, Where is The Love?

Silbermond, Kartenhaus

Unheilig, An deiner Seite

Rykers, You’ll never walk alone

Herbert Grönemeyer, Der Weg

Neville Brothers, Brother’s Keeper (Böhm/Buschmann, 2002, 127-131)

Marius Müller-Westernhagen, Jesus, (Böhm/Buschmann, 2002, 147-161; Buschmann, 2004)

Die Ärzte, Schrei nach Liebe (Buschmann 2004, 239-243)

Positionswechselmotiv

Gott erniedrigt und erhöht zugleich (Lk 1,52); die Ersten werden die letzten sein (Mk 9,33-37); die Geburt des Messias geschieht unter armen Leuten; wer der Erste sein will, muss bereit sein zu dienen (Mk 10,42-45); Ausdruck von Demut liegt in der Bereitschaft, als Höherstehender dem anderen zu dienen; in der Begegnung von Groß und Klein ist es wichtig, dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen (Mt 18,3).

Joan Osborne, One of us (Böhm/Buschmann, 2002, 69-74; Kirschstein, 2007, 7)

Jewel, Hands (Kirschstein, 2007, 8f.)

Mark Forster, Wir sind groß

Crash Test Dummies, God shuffled his Feet (Böhm/Buschmann, 2002, 63-69)

Die Prinzen, Ganz oben (Böhm/Buschmann, 2002, 211-216)

Gerichtsmotiv

Für seine Taten wird der Mensch von Gott zur Rechenschaft gezogen (Jes 24,1-23; Dan 12,2); der kosmische Gerichtsgedanke wird im Neuen Testament zur Stimme des Herzens und des Gewissens (Röm 2,12-16); das Gerichtsmotiv erscheint in Spannung zum Heilsgedanken (Joh 3,17; Joh 12,47; Röm 8); aus dieser Spannung resultiert die Verantwortungsübernahme des Menschen gegenüber Gottes Schöpfung und dem Leben als eine elementare Gewissenserfahrung; im säkularen Kontext geschieht dies gegenüber dem eigenen Gewissen.

Iron Maiden, The Number of the Beast

Whitney Houston, My Love is your Love (Kirschstein, 2007, 4f.)

Xavier Naidoo, Seine Straßen (Kirschstein, 2007, 9f.)

Söhne Mannheims, Armaggedon (Kirschstein, 2007, 11)

Joachim Witt/Peter Heppner, Wann kommt die Flut? (Böhm/Buschmann, 2002, 75-102)

Die Fantastischen Vier, Es wird Regen geben (Böhm/Buschmann, 2002, 189-196)

John R. R. Tolkien, Herr der Ringe (Hammer, 2003, 157)

 

Rechtfertigungsmotiv

Entfremdungsmotiv, Gerichtsmotiv gehören hier eng zum Rechtfertigungsmotiv; weil der Mensch sich immer wieder von Gott abwendet, bleibt er erlösungsbedürftig (Gen 8,21; Röm 1,18-32), Gott wendet sich in Christus dem Menschen zu in seiner Gnade der unbedingten Lebensbejahung (Röm 8,1f.); trotz allen Scheiterns gibt es eine Unverwüstlichkeit des Lebens, das ein unauslöschliches Lebensrecht hat.

Madonna, Like a Prayer (Buschmann, 2004)

Bertolt Brecht/Kurt Weill, Die Dreigroschenoper – Lied der Seeräuber-Jenny (Lindner, 2014, 179-185)